Freitag, 24. September 2010

Palliative Care - Teil 2 | u.a. mit Kunsttherapie


KUNST training | coaching | therapie SPIEL


Palliative Care - Teil 2 | u.a. mit Kunsttherapie


Liebe LeserInnen meines Blogs,

ich grüße Sie und Euch sehr herzlich. Sicher haben Sie/ habt Ihr bereits meinen Blog-Post Palliative Care - Teil 1 überflogen (Label: Palliative Care/ Palliativpflege etc.).

Hier der Blog-Link...
http://gunillagoettlicher.blogspot.com/2010/07/palliativ-care-ua-mit-kunsttherapie.html
In jenem Post lege ich - mittels eines Fremdtextes - kurz dar, was Palliative Care bedeuten kann und welche weiteren nahezu unerschöpflichen Möglichkeiten ich im Rahmen der Kunsttherapie auf einer Palliativstation für die PatientInnen (und ihre Angehörigen) sehe.

In diesem Blog-Post Teil 2 beschreibe ich meine kunsttherapeutische Methodik - ebenso meine persönliche Philosophie - näher und zeige weitere methodische Arbeitsmöglichkeiten - die ich bereits in der Praxis erprob(t)e - auf.

Ich selbst | GG - Kunsttherapeutin - homo ludens  |  feedback eines Teilnehmenden ... 

   gunillas göttliche
    performance :
    kompetent und leidenschaftlich
    mitreißend und berührend
    bunt und lustig
    manchmal ein wenig laut
    aber mit leisen wurzeln
    in der tiefe
    die eh keiner aushält

 pic by Nora Bibel | thanks!

... ein wesentliches Anliegen ...
Ich will da und präsent sein für die willigen PatientInnen, ihre Ideen und auch Fragen, gehe selber gerne und immer wieder auf Forschungsreise...suche Anregungen aus fernen Kulturen, Rituale, um mit den PatientInnen mitschwingen zu können ... und kultiviere meine eigenen finnisch-ostpreußischen Wurzeln ...

Nah am Patienten dran - die mobile Kunsttherapie
Ich arbeite mit den PatientInnen (und ihren Angehörigen) zumeist direkt auf Station in den Patientenzimmern. Ausgestattet bin ich mit einem mobilen Kunsttherapie-Servicewagen, der mir und den PatientInnen viele Möglichkeiten bietet und von mir stets methodisch erweitert wird. 

Individuelle Methodik - Kreativität entdecken!
Meine eigens-entwickelte Herangehensweise auf Station ist individuell - auf die jeweilige PatientInnen-Persönlichkeit ausgerichtet. Ich versuche herauszufinden, was den Patienten in diesem besonderen Moment (und in der Zeit auf Station/ in Kooperation mit unserem multidisziplinären Team) bei seinem Prozess unterstützen könnte. Ich erspüre Atmosphärisches, erkunde wesentliche Themenstellungen, frage nach Vorlieben, kreativ-künstlerischen und auch psychotherapeutischen Vorerfahrungen, Musik-Geschmack etc. und gemeinsam finden wir das jeweilige wirksame kreative Therapeutikum

Inspiration!
Je nach Bedarf bringe ich eigene inspirierende Materialien [(Hör-)Bücher, Poesie, Filme, CDs etc.] mit oder arbeite mit den mitgebrachten Musiken/ Bildern der PatientInnen.

JETZT! - Der Moment zählt!
Der Moment ist jeweils einzigartig und ihn gilt es auch ganz besonders zu würdigen. In meiner Arbeit gibt es kein "Schema F", es gilt auf den Zustand des Patienten aufmerksam zu achten und die Möglichkeiten auszuloten (und auch Grenzen einzuhalten), die jeweils gegeben sind.

Ganz nach Eigensinn! 
Es kann auch vorkommen, dass ich z.B. als Modell für eine Zeichnung diene, mir einen eigensinnigen Haar-Zopf flechten lasse, einfach "Meeresrauschen" pur in Erinnerung an den herrlichen Strand aus Kindertagen mit den Patienten höre (und ihre Hand halte) oder Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter vorlese - da gehe ich ganz mit den Wünschen und Freuden der PatientInnen - je nach meinen eigenen Möglichkeiten und auch Grenzen - mit. 

Innere Bilder kennenlernen! - ein weiteres wesentliches Anliegen!
Innere Bilder - in zahlreichen methodischen Variationen herauszufinden und sichtbar zu machen - ist mir ein wesentliches Anliegen. Sie können als Ressourcen aktiviert werden und manchmal ist gar eine Neuentwicklung innerer Bilder und damit mancher Gedankengänge möglich.

Neue Wege tun sich auf - Lösungsideen finden statt - innerer Frieden kann einkehren...
 
Ich wünsche Ihnen und Euch viel Freude beim Eintauchen in diese wunderbare Materie, die mich ganz und gar erfüllt, stets aufs Neue herausfordert und inspiriert ...

Herzlich von Gunilla S.K. Göttlicher
praxis für ästhetische erfahrung - LebensKunst jetzt!

Rose Ausländer

  "In meinen Tiefträumen /
weint die Erde /
Blut. /
Sterne /
lächeln in meine Augen /
Kommen Kinder zu mir /
mit vielfarbenen Fragen /
Geht zu Sokrates /
antworte ich /
Die Vergangenheit /
hat mich gedichtet /
ich habe /
die Zukunft geerbt. /
Mein Atem heißt es JETZT."


+++


Lebendige Möglichkeiten der Kunsttherapie...

Collagen - wie Botschaften des Orakel von Delphi | zum Erkenne Dich selbst
Zeitungen - Schere - Uhu - verschiedene Papierformate - Inspirierende Gedanken und unerwartete Bilder! 
"Ich hätte nie gedacht, dass in diesen Collagen so viel von mir und v.a. meiner Wahrheit steckt! Danke!"  



Acrylmalerei - einfach losmalen | Die eigene Autonomie wiederentdecken 
Acrylfarbe in kleinen mobilen Töpfchen - Pinsel - Wasser - verschiedene Papierformate
"Naturlich will ich malen - ich male gerne - und ich brauche keine Inspiration - es kommt aus mir heraus...!" Entstandenes Werk: "Greifvögel im Anflug" (Info der Patientin: Das rechte Feld ist gerodet. Es müssen immer mind. 3 Bäume stehenbleiben, damit die Greifvögel aus der Höhe den Überblick behalten können).



"Tanzvergnügen" | wenn Patienten nochmal gerne tanzen möchten oder: "Der Ball"
Walzermusik - Grafit - Buntstifte- evtl. verbundene Augen




Arbeit mit Ton Teil 1 | oder wie Ilse auftauchte und an die Seychellen erinnerte
oder: "Wo genau möchte ich leben, wenn ich als Schildkröte wiedergeboren werde?"
Ton - Hände



"Kino im Kopf" | Von Alexis Sorbas zur eigenen Tanzgruppe und dem Tanz am Meer
wenn Patienten innere Bilder entwickeln und über sie sprechen wollen 
z.B. Musiken (Filmmusiken u.a.) werden gespielt, Patient läßt innere Bilder entstehen + Mitschrift des Ausgedrückten




Mandalas - Die Mitte finden/ Urbilder des Lebens | Lieblingsmotiv auswählen + Farben wählen und los geht's...



Kreative Rezeption | wenn Künstler zu Besuch kommen und viel zu erzählen und zu zeigen haben ...


...wenn sie darüber hinaus auch noch Meisterzeichner sind... | stelle ich mich als Modell gerne zur Verfügung ...




Arbeit mit Ton Teil 2 | Innere Bilder aktivieren- Assoziieren (frei Worte finden) - Phantasie entwickeln
Je nach Ressourcen arbeiten die Patienten alleine oder ich helfe beim Tonen und freien Worte finden (z.B. Titelfindung hier "Drei in einem Boot")



Arbeit mit Knetmasse | "Das sieht ja aus wie ein Daumen - ein Klammeraffe - ein Rücken - ein Ohr - ein Notenschlüssel..."
Innere Bilder aktivieren - Motorik trainieren - Assoziieren - Phantasie entwickeln
Farbe der Knete auswählen (geht auch im Liegen) - beide Hände nehmen und loskneten - leicht entstehen Figuren - kurz innehalten und frei Assoziieren lassen
(siehe dazu auch: Luzie der Schrecken der Straße (Kinderserie aus Kindertagen mit Knetmassemännchen)



Dialogisches Malen/ Zeichnen | zusammen alte Bilder überwinden und neue Bilder entwickeln
Aufmerksam miteinander ein Bild gestalten - aufeinander schauen und lauschen - nacheinander gestalten - miteinander Sein!  (hier speziell: mit Musik "Mozart in Ägypten") 



Kreative Rezeption + Erinnerungsarbeit | Miteinander Geschichten durch Bilder-(Foto)bücher erinnern
z.B. mit dem Patienten Reisen nocheinmal durchleben | "Meine Reisen nach Brasilien und anderswo"


Malen + Musik Teil 1 | Gestalten aus dem Unbewussten
(mit Titelfindung + reflektierenden Gedanken) mit z.B. auch eigener Musik der Patienten (hier: Titel aus Musical "Dracula")



Malen und Musik Teil 2 | Gestalten aus dem Unbewussten
Augen schließen | sich von der Musik "mitnehmen" lassen | mit beiden Händen gestalten 
Dazu passend: Gestalten "Kritzeln" während man telefoniert | mit: Eddings + weicheren Buntstiften nach Wahl (hier: Neonstifte)
Danach: Titelfindung und Signatur/ Datum (hier "Die Auferstehung") 



Patient, Künstler und Schicksal | Künstlerschicksale und Geschichten aufzeigen mit z.B. anschließender Collage (Frida Kahlo [Bilder in Kopie] u.a.)


Collage & Geräusch | mit Schnippelbuch - Motiven, Schere und Klebstoff in die eignene Landschaftswelt eintauchen + evtl. Reflexion und Titelfindung (Fokus: was gefällt und auch: was nicht gefällt)
"...ich konnte gut für mich sein - sehr enspannend und inspirierend!..."



"Photowalk" | wenn PatientInnen begeisterte PhotographInnen sind ...
Gemeinsam das Klinikgelände erkunden - Photos machen und die wesentlichsten ausdrucken - Austauschen - Neues entdecken
"...die Zeit verging so schnell...hat mir großen Spaß gemacht!..."



Experimentelle Malerei/ Abklatschverfahren | Dem inneren Kind Raum lassen
oder: Von BonBons - zu geheimnisvollen Labyrinthen hin zu Disteln und verwirrten Schmetterlingen (Titel der Werke)
Material: Kleines Format - Acrylfarben - Pinsel/ Zahnbürste etc.
Musik: ABBA 

Ausgangspunkt war der Gedanke der Patientin, der eigenen Tochter - in der früheren Erziehung - mehr Raum zum Experimentieren lassen zu können.
Ich griff das auf, und die Patientin erklärte sich einverstanden, sich selbst mehr Raum zum eigenen Experimentieren zu gewähren.
Fazit: "Das war schön - ich habe aus Erfahrung gelernt - ohne vorher ob möglicher malerisch-physikalischer Konsequenzen "gewarnt" worden zu sein! Besonders gefällt mir der blaue Schmetterling - den hätte ich so - von der Seite - nicht malen können!"




+++ Allgemein +++

"Kino im Kopf" - Phantasiereisen - Imaginationstechniken | Innere Reisen überallhin
(mit Gespräch und Gestaltung oder ohne)
z.B. geführte Reise "Am Strand"/ ebenso: Geräusche "Meeresrauschen" etc.



Filme als Therapeutikum/ Begleitetes Sehen | Cinetherapeutische Ansätze
Ausgewähltes Fimmaterial mit oder ohne Begleitetes Sehen (geführtes Gespräch)
Ideen: "Die Geschichte vom weinenden Kamel", "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" etc.



"Kino im Kopf" - Hörbüchern lauschen | Bibliotherapeutische Ansätze I.
mit oder ohne begleitetes Hören (geführtes Gespräch)



"Kino im Kopf" POESIE | Poesietherapeutische Ansätze
Poesie - Gedichten lauschen oder auch selber lesen (dann ausgewählte Literatur mitbringen) evtl. mit geführtem Gespräch
z.B. Mascha Kaléko

Mein schönstes Gedicht?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es.


sich Geschichten vorlesen lassen | Bibliotherapeutische Ansätze II.
von Lieblingsgeschichten und inneren Bildern (mit und ohne Gestaltung/ Gespräch)
Je nach Vorlieben und Geschmack der Patienten wähle ich eine Literatur und lese vor ... (z.B. Märchen und Kurzgeschichten - Astrid Lindgren, John Berger...)




GG: so es mir möglich ist - Offen für die wesentlichen Fragen und Ideen | Philotherapeutische Ansätze

verschiedene Kulturen und ihr jeweiliger Umgang mit Abschied, Tod und Trauer

+++ Philosophie, Glauben und Spiritualität +++







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pics by GG | mit freundlicher Fotogenehmigung aller Beteiligten | GG-pic by Nora Bibel |
thanks web for pics: Gustav Klimt (Detail aus dem Stocletfries/ 1905-11), fishpic, Alexis Sorbas, Mandala, Drei in einem Boot, Luzie, Frida, Soundtracks, Meeresbilder, Astrid Lindgren-Bilder, Hörbuch, Mascha-Bild, Kamel-Bild, Klassik "Mozart in Egypt", Finnland-Insel, Echnaton ...