Freitag, 27. Mai 2016

Über Zärtlichkeit | Serie I. - Musik und Hoffnung


* Über Zärtlichkeit *
Serie I. - Musik und Hoffnung





* bin so berührt ...* 

Szene aus "Die Verurteilten" -  
https://www.youtube.com/watch?v=Bjqmg_7J53s

... diesen Ausschnitt aus dem Film "Die Verurteilten" ("The Shawshank Redemption") hat mir gestern ein junger Patient (Anfang zwanzig) aus Nepal geschenkt. Aufgeregt, wie ich das Gezeigte aufnehmen würde, saß er neben mir, als er die Sequenz auf seinem Laptop abspielte.

Er leidet schon seit Längerem an TBC, und ist wie interniert - "In Quarantäne", ohne körperliche Berührung mit Menschen (Klinikpersonal trägt Schutzkleidung) - in dieser kleinen Klinikzimmerwelt. Mittlerweile darf er raus gehen - mit Mundschutz und mit sich-Fernhalten von anderen Menschen. Er beschreibt die Zeit, die er gerade erlebt, als die intensivste seines Lebens - und genießt es, das warme Wasser der Dusche wie eine Umarmung zu empfinden, und sich dabei bei guter Musik wie den Beatles, Neil Young oder Bob Marley für den Moment frei und glücklich fühlen zu können. 

Seit ich ihn seit ein paar Wochen begleite, vollzieht er eine Wandlung. Er erzählte zu Beginn unserer gemeinsamen Reise, wie traurig er über das aktuelle gesellschaftliche Zeitgeschehen sei, über das illusionäre Medienzeitalter, die scheinhaften Freundschaften über und auf Facebook und anderen medialen Plattformen. Seine Enttäuschung über diese so gewordene Welt, über gefallene Schleier und über die sich mehrende Anerkennung seiner Realität - physisch, psychosozial und spirituell. Er wünscht und sehnt sich zurück in seine nepalesische, einfache und v.a. geborgene Welt mit seinen Lieben - mit Tee und guten Gesprächen am Feuer zu sitzen. Er hätte niemals gedacht, wie schmerzlich er diese einstmals mit vielen großen Ideen verlassene Welt - um in die sogenannte weite Welt zu ziehen - vermissen würde.

Eines seiner peak experiences, die er bei mir beschrieb, war das Erlebnis, seit Langem einmal wieder seine Haare selbst waschen zu können, mit Shampoo - das Fühlen-Können der Finger auf seiner Kopfhaut und seiner Haare trieb ihm, beim Erzählen und Wieder-Erinnern, Tränen der Rührung in seine Augen. 

Er hat wieder Hoffnung - als Hindu aufgewachsen, aber ohne wirkliches Praktizieren der Materie - liest er immer mal wieder in einem Mini-Büchlein in seiner Sprache (ein Geschenk seiner Mutter) - Worte des affengesichtigen Hindu-Gottes Hanuman. Hanuman symbolisiert die Kraft der Hingabe, der Gottesverehrung, die Kraft des Vertrauens und des Mutes und entspricht, meiner Ansicht nach, in der hinduistischen Kultur, u.a. dem Archetypen des Tricksters
Trickster (engl. Gauner, Betrüger und Schwindler) werden Figuren in der Mythologie oder Literatur genannt, die mit Hilfe von Tricks die Ordnung im (göttlichen) Universum durcheinanderbringen und damit für eine Neuordnung sorgen - mehr dazu unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Trickster

Filme wie "Forrest Gump" oder auch "Die Verurteilten" bedeuten ihm immer mehr, er taucht in sie ein und fühlt sich lebendig, lernt aus ihnen und will auch andere daran teilhaben lassen, wie mich. Und die Musik - sie macht ihn hoffnungsvoll - die alten Meister wie Led Zeppelin, Neil Young, Bob Marley, die Beatles uva. mehr. Er wünscht, er wäre in einer anderen Zeit geboren, vor 40 Jahren, wie ich, oder noch früher - mit Plattenspielern und viel Leidenschaft für selbstgemachte Musik.

Auschnitt aus "Die Verurteilten" - Über Musik und Hoffnung -
https://www.youtube.com/watch?v=JfvVA9AHeVU 

 "Lauf, Forrest, lauf!" aus: Forrest Gump -
https://www.youtube.com/watch?v=sTRWhLDUlXE 


Und für mich persönlich das Berührendste:
Ich liebe diese Szene aus "Die Verurteilten" aus einem ganz besonderen Grund - liebe das von Schallplatte gespielte Mozart-Duett aus der Hochzeit des Figaro "Canzonetta sull'aria" - zwischen zwei verbündeten Frauen - der Contessa Almaviva und ihrer Zofe Susanna - schon sooo lange - höre es seit Jahren immer wieder - weil ich es so überirdisch schön finde - singe gar mit, so ich kann, fühle mich umarmt und getragen von dieser göttlichen Musik!
Es erinnert mich wohl auch an Zeiten, wo ich als kleines Mädchen immer wieder eine bestimmte Platte meiner Eltern auflegte, in Zeiten, die mir sehr einsam und hoffnungslos erschienen - und da erklang dann die Zauberflöte von Mozart, die heilsame Geschichte von einer Wandlung zu einem besseren und mit allen Menschen in Liebe verbundenen Leben!




Canzonetta Sull' aria - gesungen von Mirella Freni und Kiri Te Kanawa -
https://www.youtube.com/watch?v=CQ8ZHilxdm8 

Die Zauberflöte - in einer herrlichen Version von 1971 -
https://www.youtube.com/watch?v=c0cKnC3UvWU



Ist es nicht unglaublich, was wir alles zärtlich Wunderbares auf dieser Welt mit Anderen - wie in einer gemeinsamen Reise, hingebungsvoll erleben dürfen, ohne vorher zu wissen, wohin sie führen mag
Lebendig-Sein bedeutet vielleicht ein sich-Erinnern und auch sich-Verwandeln zu lassen vom Leben! 


Nicht müde werden | Rose Ausländer







Nicht müde werden,


sondern dem Wunder


leise, wie einem Vogel, die Hand hinhalten.


Halleluja!


Herzlich und ich Dankbarkeit
Gunilla Göttlicher 






Pics: mine :) - thanks youtube, for these great moments in movie and in music! 








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