Sonntag, 4. Dezember 2016

Von Inseln des Glücks und verrückten Eiern | Kunsttherapie mit Modelliermasse


Von Inseln des Glücks und verrückten Eiern | Kunsttherapie mit Modelliermasse

Meditatives Werken als Revitalisierungsprozess
mit Patienten im Rahmen von Palliative Care
 
In der letzten Zeit hatte ich zweimal das Vergnügen, mit zwei ganz unterschiedlichen Menschen in einer Fachklinik etwas Formen zu dürfen.
Das knetbare Medium Modelliermasse (Efaplast, Plastiform etc.) ist dafür sehr geeignet - es geht schnell und ist leicht zu handhaben, es trocknet an der Luft (ohne Ofen, wie bei Ton/ Keramik), und man kann es leicht mit Lack, Farben (z.B. Acryl) etc. weiterverarbeiten. 


* Er nannte es "Das verrückte Ei" und lächelte *

Dieser Mensch begegnete mir als fokusiert auf Verstand und Denken, einstigen hochausgebildeten geistigen Fähigkeiten (als Chirurg und Wissenschaftler mit vielfältigen Interessensgebieten), und gerade deswegen irritiert und auch resigniert darüber, dass er zunehmend unter kognitiven Einschränkungen wie Wortfindungs- und Konzentrationsstörungen und auch Hör-Abrissen zu leiden habe. Musik/ Klang wollte er deswegen keine hören - er fürchtete, nur immer ein Stück zu hören, nicht das Stück im Ganzen.

Eigentlich hätte ich mit ihm auch gerne einfach Biographierabeit gemacht - mich auf Reisen mitnehmen lassen, wohin es ihn zieht (technoid-humanoide Welten - Mensch-Maschine-Kosmos, Weltall etc.pp.) , denn meiner Erfahrung nach, läßt das alte gelebte Begeisterung aufflackern, und die Worte und Gedanken, auch und gerade komplexe Erinnerungen, in all ihrer guten Emotionalität, vitalisieren mein Gegenüber. Und auch mich. Ich bin da ehrlich.

Bei diesem Menschen hatte ich dennoch den Mut, mal etwas ganz Anderes auszuprobieren - als jemanden, der mich durch seinen speziellen Humor und seine menschliche Großzügigkeit einlud, mich mit ihm auf eine ganz eigensinnige Reise einzulassen.

Er willigte ein. Das Argument: Kneten, mit linker und rechter Hand aktiviere' beide Gehirnhälften (und sicher vieles mehr), und wir lassen völlig offen, ob was dabei herauskommt. Es darf auch einfach nichts außer Kneten herauskommen. Oder was ganz Abstraktes - bei ihm traute ich mich, dies ihm vorzuschlagen.

Ich stellte ihm die Methode und das Setting vor. Und von seiner Seite aus kamen so viele tolle Fragen, und ich konnte so gut wie keine wirklich toll beantworten. Z.B., wie ein getrocknetes Werk am Boden zerspringt...was besonders ihn und seine individuelle Art beschreibt, fragend und staunend in der Welt zu sein. Mir fiel allerdings mein mitgebrachtes Werk an einem Punkt vom Podest herunter, und es sprang nur ein Teilchen davon ab. Somit konnte ich seine Frage, zu einem späteren Zeitpunkt, mit ihm zusammen beantworten.

Ich stellte also mein kleines fertiges Modelliermasse-Werk (Lack-verfeinert) auf ein hölzernes Podest.
Und er sah auf einmal so viele Dinge darin - je nach Perspektive - ein archaisches Stiergehörn oder auch - und hier kam der Chirurg durch - eine besondere Funktion im menschlichen Knie.
Immer mehr kam da. Wir hätten damit auch weiterspielen können, und es hätte gereicht.
Irgendwie war er schon davon begeistert, und er fragte mich, was ich studiert hätte, um ihn dahin führen zu können. Ich beschrieb meine Begeisterung für die Kunstgeschichte - den Umgang mit neuer und auch alter Kunst, die Perspektiven, die man einnehmen kann, die Kunstvermittlung.

Zeit faszinierte ihn.
Zeit erinnerte ihn an Werke in seinem Keller -
von seinen Großeltern von Annodazumal, aus einer vergangenen Epoche und Kultur, wo Handwerk und auch der Wert der Dinge noch einen großen Stellenwert hatten.
Leider interessiere sich dafür heute kaum einer mehr.
Bei den Alten Meistern würde Zeit erfahrbar werden - sie sind heute noch da, und kommen aus einer vergangenen Zeit - mit ihnen kann man Zeit fühlen, das Heute und das Damals und die Zeit dazwischen.

Er knetete los. Fühlte die Masse. Mal links, mal rechts. Und wir redeten über Zeit in einem nahezu zeitlosen Moment, einem Flow. 
Irgendwann war ich so mutig zu sagen - "schauen Sie mal, was jetzt schon da ist!".
Er schaute. Und assoziierte und sah ein Rad. Eierig rund, ein wenig wie ein altes Holzrad - eines der ersten Räder. Die Idee kam, ein Loch durchzustechen, eine Felge durchzustecken - mehr Räder - ein Fahrzeug entstand in Gedanken.


 Radmodelle der Jungsteinzeit

Er hatte das Rad neu erfunden.
Ein schöner Moment, einfach und klar.
Er glättete es noch ein wenig mit Wasser.
Wir setzten es auf das hölzerne Podest.
Er nannte sein Werk "Das verrückte Ei", und musste lächeln. 

Er beschrieb seine Lust, noch so ein einfaches Werk als Pendant zu gestalten.
Zwei, die sich gegenüberstehen können.
Ich ließ ihm ein Stück Modeliermasse im Zimmer, und die wichtigsten Hilfsmittel.

Er beschrieb seine Freude. Mit solch' einem Moment hatte er nicht mehr gerechnet.
So pur wie Kinderlachen.

Als ich am MO anklopfe, erzählt er mir, dass seine Frau das Material für sich entdeckt hätte. Sie formte das Pendant - er ließ mich raten, was ich sehen würde: ich riet richtig - irgendwie ein Schuh, ein Damenschuh, aber vorne offen. Ein Schuh, der einfach sitzt und man sich frei fühlen kann, ohne Riehmen, Zungen, Schnüre.

Ich stelle den kleinen Freischuh auf ein kleineres Podest.
Wie ein Hochzeitsportrait mit jeweils einem Selbstportrait, wie auf Ölbildern Alter Meister - Das verrückte Ei und der Freie Damenschuh, der, wäre er größer, wie eine Rollbahn oder wie ein bettendes Gefäß für das Ei wirkt.






* Die Insel des Glücks - Ich rieche und schmecke das Meer *

Diesen Menschen hatte man mir schon als sehr beredt und vielseitig interessiert beschrieben. Doch was mich da erwartete, war noch viel feiner. Sie gab sich dem Formen durch Ton zu Keramik schon seit Jahren hin, und hatte bereits zahlreiche inspirierende Werke vorzuweisen. Einige hatte sie fotografiert, und konnte mir Handy-Bilder zeigen. Zudem war sie passionierte Lehrerin (Sport, Geographie), und konnte so wunderbar mitreißend von aller Herren Länder erzählen.

An diesem besonderen Tag sollte ich Zeit haben und die brauchten wir auch.
Die Physiotherapeutin und ich hatten uns bereits abgesprochen, wer wann bei ihr sein sollte, und auch, dass wir zusammen bei der Patientin sein konnten. Was uns allen, Patienten und Angehörigen, und auch uns als Team mehr als gut tut, sich als eine Gemeinschaft fühlen zu können. 

Sie wollte formen, hatte schon eine Idee.
Ich brachte als Anregung Bilder von Miniaturhauslandschaften einer englischen Künstlerin mit. 
Klang und sanfte Musik mit Wellenrauschen ihrer geliebten Ostsee schwangen uns ein. 
Kleine Häuser sollten es sein.
Sie formte, zeichnete ein, setzte an (was nicht immer hielt).
So entstanden drei unterschiedliche Häuser.


Wir unterhielten uns über die Ostsee, das Meer, Skandinavien.
Über die Welten und Länder, die sie gesehen hatte, brachte sie für sich und ihre Schüler Steine, Sand und manchmal Muscheln mit. Sie hatte schon so manchen Schüler begeistern können, in das Land zu gehen und dort tatsächlich zu leben, von dem sie im Unterricht geschwärmt hatte.

Irgendwie erinnerte mich das an die Dinge, die ich über die Jahre für die Kunsttherapie gesammelt hatte, ging los und brachte ihr Steine, Hölzer und Naturmaterialien wie Moos, Zweige und Nußschalen. Ich ließ sie weichen Ostseesand fühlen.


Ihr gefiel der Kontrast zwischen einem würfelförmigen Schwemmholzobjekt und den weißen Häusern.
Es entstand eine Insel-Landschaft aus den drei Häusern, einem Bäumchen, einem Stein, Moos und Zweigen.
Sie nannte es "Die Insel des Glücks".
Sie mochte auch die Idee, für das Gästebuch des Palliativbereiches einen Eintrag zu schreiben, in den ich die Bilder einpflegen durfte, die ich von unserem Setting gemacht hatte.

Zuletzt suchten wir gemeinsam einen fotogenen Ort, an dem die Insel gut bildnerisch zur Geltung kommen könne. Wir fanden ihn.
Die Sonne schien hell herein, und beleuchtete magisch den kleinen, zauberhaften Ort.

Da alles sehr fragil erschien, klebte ich im Nachhinein die kleinen Dinge an das Schwemmholz an, vorsichtig und mit Heißkleber.

Nun steht die "Insel des Glücks" froh in einem Aufenthaltsraum der Klinik, und läßt so manchen Betrachter staunen - irgendwie möchte man da leben, mit lieben Menschen - dort ist alles gut. 









Dank an die Menschen, die mich haben teilhaben lassen, an Ihrem Leben, ebenso an das Team der Fachklinik. Alleine und ohne gute Vorarbeit, könnte ich solch' leichte und beschwingte Momente nicht gestalten. Dank an das Web und das Fachgeschäft, in dem ich die Modelliermasse beziehe.

Samstag, 3. Dezember 2016

Aschenbrödel und das Meer | Die Wandlung zum Unendlichen hin


Aschenbrödel und das Meer | Die Wandlung zum Unendlichen hin



Kunst(therapie) & Palliative Care


"My soul wandered, happy, sad, unending." 

- Pablo Neruda



Neulich hatte ich das Glück, einem wunderbaren Menschen zu begegnen. Einem Menschen, der sich über meine mitgebrachten Inspirationen freute. Ich dachte mir nicht allzuviel dabei, lediglich, ob das Bild, das ich ausgesucht habe, Freude bringen könnte.

Ich hatte die Collage "shoe in the ocean - Aschenbrödel und das Meer" ausgesucht. Entstanden aus einer Melancholie heraus, einer Sehnsucht, die nicht gestillt werden konnte. Ich legte meine ganze Traurigkeit da rein. Aber auch meine schönen Inneren Bilder - von schillernden Märchenwelten.

Sie liebte es sofort.
Sie sah darin sich selbst, ihre Geschichte des kleinen Mädchens, an deren Arm gezerrt wurde.
Sie sah den Puppenarm, der ihrer Lieblingspuppe abfiel. Keiner konnte helfen, ihn wieder anzubringen. Dann verschwand er. Sie wurde in eine Pflegefamilie gegeben.
Hier tauchte er aus der Vergessenheit wieder auf, der geliebte Puppenarm.
Er war zu einem Teil des Aschenputtel-Schuhs geworden, der im Meer versunken war.
Sie wollte es sofort haben, fragte mich, ob ich es ihr überlassen würde. Ja, sagte ich.

Das nächste Mal, als ich sie besuchte, fragte sie mich, ob ich den Raum "öffnen" könne. Er wäre zu klein geworden, sie brauche die Idee der Unendlichkeit, der Öffnung zum Universum hin. Das Rund schränke sie ein, erinnere sie zu stark an eine Mutter, die keine war.
Ich erinnere mich, dass ich bei dem Gedanken an Unendlichkeit schluckte und mir heiß wurde.

Zuhause öffnete ich den Raum.
Ich ließ es geschehen, weil ich mit Denken und Konstruieren nicht weiterkam.
Immer wieder überkam mich Angst und Sorge, und ich fühlte mich überfordert.
Dennoch: ich öffnete den Raum.
Die ursprüngliche Collage blieb, ich baute einen Raum, um sie herum. Aus Insignien Karls des Großen, Fischen, Schmetterlingen, Gold, Neonrot und goldenen kleinen Sternen. Unter der Schuh-Collage befand sich nun ein wirklich unendlicher Raum - nur sichtbar für Menschen, die auch darunter blicken können.

Ich übergab es ihr.
Sie war gerührt. Ich auch, neben meinem Aufgeregtsein.
Ein schöner Moment - sie wollte es ihrer Lieblingsnichte vermachen.

Danke, lieber Mensch, dass ich an der Idee der Unendlichkeit teilhaben durfte.

Sie starb eine Woche später. 

Ursprünglicher Titel: shoe in the ocean (Aschenbrödel und das Meer; 16.05.2016)
Auf Wunsch wurde der Raum des Bildes erweitert -
Erweiterter Titel: my soul wandered ... (nach Pablo Neruda, 24/25.05.2016)







Samstag, 8. Oktober 2016

Kunst und Therapie Live | Pflegesymposium


Kunst und Therapie Live | Pflegesymposium 




* Eine kunsttherapeutische Performance *

im Rahmen eines Pflegesymposiums - *Aktuelle Aspekte der onkologischen Pflege in der Lungenheilkunde*
am 04.10.2016
im altehrwürdigen Hörsaal der Charite', Berlin 



Im Jahre 2012 überlegten G. Schiller (Dipl. Psychologin/ Psychoonkologin) und ich (Kunsttherapeutin/ Performerin), wie man eine öffentliche Großveranstaltung - ein medizinisches Symposium oder auch einen Patiententag o.a. - einmal anders mit-gestalten könnte, so dass die Teilnehmer eine gelungene, gar sinnliche Unterbrechung vom rein kognitiven Aufnehmen und Mitdenken erfahren können. Durch eine positive Erfahrung bestärkt, dass Kreativität und gute und ermutigende Moderation die Teilnehmer einer Veranstaltung mitreißen könne - ich leitete bei einem Pflegesymposium zum Thema Palliative Care die Menschen zu einem Thema zum Fingerfarben-Malen an - stiftete ich G. Schiller an, es zu wagen.  


Das Format, das wir entwickelten, sah' erstmal einfach aus
Einladung zur Inspiration - künstlerischer Vortrag - Live-Malerei und gemeinsame Findung eines Titels. Es sollte ein partizipatives Element geben, die Teilnehmer stets mit einbezogen sein - ein sinnlicher Augen- und Ohrenschmaus.  
G. Schiller begann mit der Moderation und nahm sie auch später wieder auf, ich übernahm dann das künstlerische Ruder. Sie malte zu von uns ausgewählten Gedichten (bisher: H. Arp und H. Domin), untermalt von brandneuen Klang-Kompositionen von Leo Auri, die vom Band eingespielt wurden.  

Vorangegangene Veranstaltungen ähnlicher Art - Mit meiner Kollegin G. Schiller

Radioonkologietag - http://gunillagoettlicher.blogspot.de/2013/11/event-performance-radioonkologietag.html
Onkologisches Symposium - http://gunillagoettlicher.blogspot.de/2013/06/event-performance-onkologisches.html
PatientInnentag des Brustzentrums - http://gunillagoettlicher.blogspot.de/2012/09/event-patiententag-des-brustzentrums.html


Leo Auri und Gunilla Göttlicher sind das Duo Mondblume -  bitte Reinlauschen!

https://mondblume.bandcamp.com/album/anspannung-entspannung
https://mondblume.bandcamp.com/
 

Diesmal moderierte ich alleine das Geschehen auf der Bühne, während der Performance. 
Rezitierte Auszüge aus Rosalie Tavernier's Büchlein "Immer wenn ich ans Meer fahre", 
dazu gab es Live vom Musiker eingespielt - und das war wieder neu - meerisch-verzauberndes Sounddesign von Leo Auri - 

parallel dazu wurde assoziativ gemalt und auch Gedanken aufgeschrieben - 
ich gewann zu unserem und meinem Glück, als Animatrix und künstlerische Assistentin, meine Kollegin, und selbst Kunsttherapeutin, Cornelia Peter, die das malerische Geschehen und die Teilnehmer so liebevoll begleitete
 
Am Ende fanden wir wieder gemeinsam einen frischen Titel für das nun entstandene Bild




Assoziationen der TeilnehmerInnen

Steine sammeln - Hühnergötter bringen Glück! Viele davon = viel Glück
Licht im Fenster  
Urlaub
Drachensteigen als Kind
Fantasie
Auszeit
versteckt hinter blau
Hühnergötter bringen Glück
Regenwald
Waldatmosphäre
Farbenreich
das Leben ist bunt
kein Grund nicht zu ... 
Wind 
Regen in der Wüste




Titel des Bildes -
"Der Hühnergott sieht aus wie ein Hase" - Wir! 04.10.2016




Impressionen 











- Nun erfreut es Patienten in der ELK und regt zu heiterem Austausch an -

DANK an Alle, die es möglich gemacht und auch mitgewirkt haben - mein besonderer Dank geht an Frau Grau, das Team der ELK und der BKG, und an Johanna Löhlein, die spontan die Fotos machte uvm. - und natürlich danke ich von ganzem Herzen Cornelia Peter und Leo Auri für die tolle gemeinsame Zeit! 

Danke!
Es war mir ein Fest!

Ein gelungenes Stück "Unterbrechungskultur"! 

Herzlich Gunilla Göttlicher
Kunsttherapeutin, Klang-Performerin 




+++


Rosalie Tavernier


*Immer wenn ich ans Meer fahre – ist mein Glück vollkommen* | Auszug




IMMER wenn ich die Dünen
hochlaufe und dann atemlos,
mit klopfendem Herzen
den ersten Blick aufs Meer werfe,
denke ich: Das ist er.
Der Moment vollkommenen Glücks.





IMMER wenn ich meinen Gedanken
frei gebe, kommen sie zu mir zurück.
In einem sonnengelben Kleid
schlendere ich am Rand des Meeres,
absichtslos und ohne Erwartung.
Ideen fliegen hinter mir her
wie bunte Luftballons.
Plötzlich. Einfach so. 




IMMER wenn ich am Meer stehe,

streift ein Engelsflügel meine Seele.

Ich stehe da mit meiner bunten Tasche

und schaue, soweit das Auge reicht.

Ich glaube, am Meer könnte ich selbst

dem Ende mit Gelassenheit begegnen.




Bilder: Johanna Löhlein - Collage/oben "Himmelmalerei" by Die Welt der Lumi Divinior by Gunilla Göttlicher 
Bilder (Hühnergott/ Hase) - dank an web. 

Freitag, 27. Mai 2016

Über Zärtlichkeit | Serie I. - Musik und Hoffnung


* Über Zärtlichkeit *
Serie I. - Musik und Hoffnung





* bin so berührt ...* 

Szene aus "Die Verurteilten" -  
https://www.youtube.com/watch?v=Bjqmg_7J53s

... diesen Ausschnitt aus dem Film "Die Verurteilten" ("The Shawshank Redemption") hat mir gestern ein junger Patient (Anfang zwanzig) aus Nepal geschenkt. Aufgeregt, wie ich das Gezeigte aufnehmen würde, saß er neben mir, als er die Sequenz auf seinem Laptop abspielte.

Er leidet schon seit Längerem an TBC, und ist wie interniert - "In Quarantäne", ohne körperliche Berührung mit Menschen (Klinikpersonal trägt Schutzkleidung) - in dieser kleinen Klinikzimmerwelt. Mittlerweile darf er raus gehen - mit Mundschutz und mit sich-Fernhalten von anderen Menschen. Er beschreibt die Zeit, die er gerade erlebt, als die intensivste seines Lebens - und genießt es, das warme Wasser der Dusche wie eine Umarmung zu empfinden, und sich dabei bei guter Musik wie den Beatles, Neil Young oder Bob Marley für den Moment frei und glücklich fühlen zu können. 

Seit ich ihn seit ein paar Wochen begleite, vollzieht er eine Wandlung. Er erzählte zu Beginn unserer gemeinsamen Reise, wie traurig er über das aktuelle gesellschaftliche Zeitgeschehen sei, über das illusionäre Medienzeitalter, die scheinhaften Freundschaften über und auf Facebook und anderen medialen Plattformen. Seine Enttäuschung über diese so gewordene Welt, über gefallene Schleier und über die sich mehrende Anerkennung seiner Realität - physisch, psychosozial und spirituell. Er wünscht und sehnt sich zurück in seine nepalesische, einfache und v.a. geborgene Welt mit seinen Lieben - mit Tee und guten Gesprächen am Feuer zu sitzen. Er hätte niemals gedacht, wie schmerzlich er diese einstmals mit vielen großen Ideen verlassene Welt - um in die sogenannte weite Welt zu ziehen - vermissen würde.

Eines seiner peak experiences, die er bei mir beschrieb, war das Erlebnis, seit Langem einmal wieder seine Haare selbst waschen zu können, mit Shampoo - das Fühlen-Können der Finger auf seiner Kopfhaut und seiner Haare trieb ihm, beim Erzählen und Wieder-Erinnern, Tränen der Rührung in seine Augen. 

Er hat wieder Hoffnung - als Hindu aufgewachsen, aber ohne wirkliches Praktizieren der Materie - liest er immer mal wieder in einem Mini-Büchlein in seiner Sprache (ein Geschenk seiner Mutter) - Worte des affengesichtigen Hindu-Gottes Hanuman. Hanuman symbolisiert die Kraft der Hingabe, der Gottesverehrung, die Kraft des Vertrauens und des Mutes und entspricht, meiner Ansicht nach, in der hinduistischen Kultur, u.a. dem Archetypen des Tricksters
Trickster (engl. Gauner, Betrüger und Schwindler) werden Figuren in der Mythologie oder Literatur genannt, die mit Hilfe von Tricks die Ordnung im (göttlichen) Universum durcheinanderbringen und damit für eine Neuordnung sorgen - mehr dazu unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Trickster

Filme wie "Forrest Gump" oder auch "Die Verurteilten" bedeuten ihm immer mehr, er taucht in sie ein und fühlt sich lebendig, lernt aus ihnen und will auch andere daran teilhaben lassen, wie mich. Und die Musik - sie macht ihn hoffnungsvoll - die alten Meister wie Led Zeppelin, Neil Young, Bob Marley, die Beatles uva. mehr. Er wünscht, er wäre in einer anderen Zeit geboren, vor 40 Jahren, wie ich, oder noch früher - mit Plattenspielern und viel Leidenschaft für selbstgemachte Musik.

Auschnitt aus "Die Verurteilten" - Über Musik und Hoffnung -
https://www.youtube.com/watch?v=JfvVA9AHeVU 

 "Lauf, Forrest, lauf!" aus: Forrest Gump -
https://www.youtube.com/watch?v=sTRWhLDUlXE 


Und für mich persönlich das Berührendste:
Ich liebe diese Szene aus "Die Verurteilten" aus einem ganz besonderen Grund - liebe das von Schallplatte gespielte Mozart-Duett aus der Hochzeit des Figaro "Canzonetta sull'aria" - zwischen zwei verbündeten Frauen - der Contessa Almaviva und ihrer Zofe Susanna - schon sooo lange - höre es seit Jahren immer wieder - weil ich es so überirdisch schön finde - singe gar mit, so ich kann, fühle mich umarmt und getragen von dieser göttlichen Musik!
Es erinnert mich wohl auch an Zeiten, wo ich als kleines Mädchen immer wieder eine bestimmte Platte meiner Eltern auflegte, in Zeiten, die mir sehr einsam und hoffnungslos erschienen - und da erklang dann die Zauberflöte von Mozart, die heilsame Geschichte von einer Wandlung zu einem besseren und mit allen Menschen in Liebe verbundenen Leben!




Canzonetta Sull' aria - gesungen von Mirella Freni und Kiri Te Kanawa -
https://www.youtube.com/watch?v=CQ8ZHilxdm8 

Die Zauberflöte - in einer herrlichen Version von 1971 -
https://www.youtube.com/watch?v=c0cKnC3UvWU



Ist es nicht unglaublich, was wir alles zärtlich Wunderbares auf dieser Welt mit Anderen - wie in einer gemeinsamen Reise, hingebungsvoll erleben dürfen, ohne vorher zu wissen, wohin sie führen mag
Lebendig-Sein bedeutet vielleicht ein sich-Erinnern und auch sich-Verwandeln zu lassen vom Leben! 


Nicht müde werden | Rose Ausländer







Nicht müde werden,


sondern dem Wunder


leise, wie einem Vogel, die Hand hinhalten.


Halleluja!


Herzlich und ich Dankbarkeit
Gunilla Göttlicher 






Pics: mine :) - thanks youtube, for these great moments in movie and in music! 








Freitag, 25. März 2016

SEIN. und nicht sein - Ausstellung & Performance | Mit Lumi Divinior & Susanne Ercetin



+++ In eigener Sache ... +++ 
Ausstellung & Performance 

08.04 - 22.04.2016 
in der Kapelle am Urban



Zwei Liebende haben sich gefunden -
zu einem *SEIN. und nicht sein*.



Die Künstlerinnen Lumi Divinior by Gunilla Göttlicher und die Su Ercetin wagen einen Dialog ihrer Seelenwerke
an einem eindringlich poetischen Ort - der Kapelle am Urban in Kreuzberg.
Zu Sehen und zu Erlauschen sein werden Collagen Mixed Media, Fotografien, die u.a. im Rahmen von Palliative Care entstanden sind,
Gedichtwerke-Performances und Lesungen über die Liebe und das pralle Leben, u.a. mit dem Lautpoesie-Duo *mondblume* -
mit dem Komponisten und Musiker Leo Auri und der Präsenz und Stimme von Gunilla Göttlicher.


Ein besonderes BonBon wird der offene Collage-Workshop sein!


Die Werke gibt es allesamt zu erstehen, ebenso kleinere Werke, Postkarten und Schmuckes!



Herzlich Willkommen!

 
Programm


FR 08.04.2016 Vernissage mit Performance SEIN I.
19:00 – 23:00


SO 10.04.2016 offen für Alle! – mit Lesung(en)!
16:00 – 20:00


SA 16.04.2016 offen für Alle!
12:00 - 18:00


SO 17.04.2016
16:00 - 20:00 Öffnung der Ausstellung
16:00 - 18:00 Offener Workshop: Collage (Materialspende ab 5€)


FR 22.04.2016 Finissage mit Performance SEIN II.
19:00 – 23:00


+


Su Ercetin -
http://www.einfach-su.de/

Die Welt der Lumi Divinior by Gunilla Göttlicher
http://divinior.blogspot.de/2016/03/ausstellung-sein-und-nicht-sein-lumi.html



mondblume - Klangabenteuer in Wortskulpturen
http://mondblume.leoauri.com/2012/sophie-hans-arp/ 














Vernissage am 08.04.2016 

Impressionen by Jana Kraft 

Einführung in die Ausstellung und Moderation von der wunderbaren Christine Busch M.A., Kunsthistorikerin. 

Performance mit mondblume - Klangabenteuer in Wortskulpturen 
Mit Leo Auri (Electronics) und Gunilla Göttlicher (Stimmband und Charme). 



















Finissage 
am 22.04.2016 

Impressionen by Nic Anastasiades

mit mondblume & special guest
Gianpaolo Camplese