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media vita in morte sumus - IOCULATORES
Ein Spiel um die letzten Dinge - A game of death and the life to come - Un jeu médiéval des fins dernières
Ein Spiel um die letzten Dinge
IOCULATORES
Mittelalterliche Musik um Tod und Schicksal, 10. - 15. Jahrhundert
Totentanz | Berlin, Marienkirche
media vita in morte sumus [Freie Übersetzung: "Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben". Beginn einer lateinischen Antiphon, die Notker I. zugeschrieben wird von ca. 750 n.Chr. aus Frankreich. Die Antiphon wurde u.a. von Martin Luther 1524 ins Deutsche übertragen] - im Leben des mittelalterlichen Menschen war der Tod allgegenwärtig. Ausgehend von den christlichen Hoffnungen auf ein Leben im Jenseits, entwickelten sich umfassende Bilder vom Tod:
Fegefeuer, Jüngstes Gericht, Seelenheil im Himmel, Liebes-und Märtyrertod. Im Spätmittelalter entstand daraus in Dichtung und Musik eine Kultur des "schönen Todes".
Hör- und Totentanzbeispiel(e): http://www.youtube.com/watch?v=UbqyIxcLwjo
Hör- und Totentanzbeispiel(e): http://www.youtube.com/watch?v=UbqyIxcLwjo
Die IOCULATORES haben die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Tod im Mittelalter in diesem Programm kaleidoskopartig zusammengestellt. Während der CD-Einspielung in der romanischen Klosterkirche zu Thalbürgel arbeitete das Ensemble mit variablen Spielorten. Durch diese veränderlichen Klangräume, die natürliche Klangkulisse und die gesprochenen Texte gewinnt die Aufnahme zusätzlich den Reiz eines Hörspiels.
"Mit viel Phantasie nähern sich die Musiker den Totentanz-Melodien auf Fidel, Harfe oder Laute, mittelhochdeutsche Spruchdichtung zur Vergänglichkeit der Welt - eine phantastische Klang-Reise ins Damals und Jenseits." SCALA/WDR 5
Memento mori/ Gedenke, dass Du sterben musst - Vignette aus der Leichenpredigt auf Johanna Maria
Mehr unter www.raumklang.de | Raumklang 2004
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GG über media vita in morte sumus - IOCULATORES
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Begriffe
+ Memento mori
+ Vanitas
+ Totentanz
+ Was ist der „Schatten“? - Der Schatten als das Fremde (nach C.G. Jung und Verena Kast)
Memento mori
Der Ausdruck Memento mori entstammt dem mittelalterlichen Mönchslatein, wo er vermutlich verballhornt wurde aus Memento moriendum esse, also: „Sei eingedenk, dass du sterben musst“. Er ist ein Symbol der Vanitas, der Vergänglichkeit und war wesentlicher Bestandteil der cluniazenischen Liturgie.
Memento mori darf nicht mit einem Totenkult, Ahnenkult oder gar Todeskult und der vor allem für die Romantik typische Ewigkeitssehnsucht verwechselt werden. Auch der alte römische Brauch, dass hinter einem siegreichen Feldherrn, dem ein Triumphzug gewährt worden war, ein Sklave oder Priester stand, der ihm einen Lorbeerkranz oder die Jupiter-Tempel-Krone über den Kopf hielt und ihn dabei ununterbrochen mahnte: „Memento moriendum esse!“ (deutsch: „Bedenke, dass du sterben musst/sterblich bist!“), gehört als Warnung vor der Hybris, sich für göttlich zu halten, nicht in diesen geistigen Zusammenhang.
Vanitas
Vanitas (lat. „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“; auch „Lüge, Prahlerei, Misserfolg oder Vergeblichkeit“) ist ein Wort für die jüdisch-christliche Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament ausgesprochen wird (Koh. 1, 2): „Es ist alles eitel“. Diese Übersetzung Martin Luthers verwendet „eitel“ im ursprünglichen Sinne von „nichtig“.
Vanitas-Motive zeigen, dass der Mensch keine Gewalt über das Leben hat. Am auffälligsten sind Bilder des Vergangenen und des Vergehenden wie Schädel oder Sanduhr. Auch Texte oder Musik machen das Vergangene und Vergehende zum Thema. Im einfachsten Fall handelt es sich um eine Darstellung, die deutlich macht, dass sie ein Abwesendes präsentiert. Diese Absenz in der Präsenz ist ein Paradoxon, das in der neuzeitlichen Kunstgeschichte und -theorie immer wieder aufgegriffen wird.
Mit dem Aufstreben der Vanitas seit der Renaissance wird ein Konflikt zwischen Mittelalter und Moderne – der Zwiespalt zwischen menschlicher Demut und menschlichem Selbstbewusstsein – auf die Spitze getrieben. Er erreicht einen Höhepunkt in der Zeit des Barocks. Das Kunstwerk gesteht oder rechtfertigt seine eigene Eitelkeit. Vom späteren 18. Jahrhundert an gewinnt die Befreiung von der Demut die Oberhand: die Ansicht, dass Menschenwerk nicht eitel sein müsse. Seit etwa 1760 wird die Überwindung der Vanitas ins Zentrum einer bürgerlichen Hochkultur gerückt und ältere Vanitasmotive werden häufig einer geringer geschätzten Populärkultur zugerechnet.
Totentanz
Der Totentanz (französisch Danse macabre) ist die seit dem 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung der Gewalt des Todes über das Menschenleben in allegorischen Gruppen, in denen die bildliche Darstellung von Tanz und Tod meist gleichzeitig zu finden sind.
http://de.wikipedia.org/wiki/Totentanz
Was ist der „Schatten“? - Der Schatten als das Fremde
Es sind die Teile unserer Persönlichkeit, die wir so verabscheuen, dass wir sie unbewusst verstecken und verleugnen. Der Schattenbereich enthält jene Aspekte, von denen wir glauben, dass sie nicht akzeptabel sind. Die Botschaft, die wir von dort bekommen ist deutlich: „Es stimmt etwas nicht mit mir. Ich bin nicht in Ordnung. Ich bin nichts wert.“ So sind wir ganz sicher, dass Schreckliches in unseren Tiefen verborgen liegt und entscheiden instinktiv, niemals mehr nachzusehen. Wir haben Angst vor uns selbst und tragen von dem Zeitpunkt an eine Maske. Und die kann so perfekt sein, dass wir ihre Existenz völlig vergessen.
C. G. Jung war einer der ersten Therapeuten, der den dunklen Bereich in uns entdeckte: „Der Schatten ist alles das, was du auch bist, aber auf keinen Fall sein willst.“ Er ist wie ein langer Sack, den wir hinter uns herziehen. Die Angst vor dem Themenkreis Sterben/ Tod/ Trauer gehört zu unseren kollektiven Schattenthemen. Nach Verena Kast geht es darum, eine Schattenakzeptanz zu entwickeln - zu begreifen, dass im Leben das Helle und das Dunkle zusammenspielen. Dazu ist es für jedermann/frau günstig, langsam aber stetig den eigenen/ kollektiven Schatten anzunehmen, d.h. eine Schattensensibilisierung zu entwickeln, so dass wir lernen, mit unserem schattenhaften Aspekten verantwortlich umzugehen.
Lit.: Kast, Verena: Der Schatten in uns - Die subversive Lebenskraft. München, 2010.
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