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ATELIER DES GLÜCKS | Psyche & Soma I.- oder auch: "Ich stelle mich mir ... !"
Über Psychosomatik und die Tendenz in bestimmten Situationen zu Somatisieren ...
"Krankheit ist der Ort, wo man lernt." | Blaise Pascal
Von der Klientin gewünschtes Thema: "Meine Somatisierung"
Das Thema kam in einem unserer Kunsttherapie-Resümé-Settings als Wunschthema auf. Die Klientin sollte sich daraufhin im Vorfeld als "Hausaufgabe" mit ihrer Somatisierungstendenz auseinandersetzen - genau aufschreiben, was sie wann in welcher Situation (zu welchem Zweck?!) an physischen Symptomen entwickelt hat. Mit diesem Erfahrungsschatz ausgerüstet konnte es dann losgehen.
Ihr aktuellstes Symptom war eine 4-5 Tage andauernde Magenverstimmung, die sie schon seit Längerem an sich beobachten konnte, und einst als eine Art "Lebensmittelvergiftung" beschrieb. Sie beobachtete sich dennoch und hinterfragte die besondere Situation: Sie aß gegen 19:00 Uhr zu viel zu fett (Tortellini in Sahnesoße, angereichert mit hoch%igem Schmelzkäse etc.) - wollte sich eigentlich was Gutes tun und erreichte das Gegenteil. Des Nachts kamen dann noch Rückenschmerzen dazu, so dass ihr Schlaf beeinträchtigt war. Es stellten sich daraufhin Gefühle von ...
+ Ärger: "Ich hab so viel gegessen...!"
+ Wut: "...auf das Scheißleben, das mir nie was Gutes gönnen will...!", ebenso ein
+ Trotz: "Immer ich...!"/ und ein "Schon wieder...!"
Die Folge war eine Art Verweigerungshaltung, ein Trotzverhalten, so dass sie sich selbst fast nicht mehr beruhigen konnte, und immer mehr in die Trotz-Thematik gedanklich hineindrehte (Spiraldenken).
"Krankheit ist der Aufschrei einer beleidigten Seele." | Peter Altenberg
Künstlerischer Prozess
Die Klientin entschied sich für's Malen mit Acrylfarben. Sie fing an, unterschiedlich breite gekräuselte Striche in den Farben Mint, Schwarz, Signalrot, Orange und verschiedenen Blautönen zu gestalten. Ich fragte sie, ob ich ihr wieder Informationen "zuspielen" dürfe (Collage-Elemente etc.) Parallel dazu fing ich an, aus einer Zeitung (wunderbar geeignet: Neues Berliner Straßenmagazin "StreetMag #"!) ihr verschiedene Zeitungsbilder hinzulegen. Zudem klebte ich ein großes Titelblatt auf ein Papier, welches sie auf dem Kopf stehend sah. Rein ästhetisch/ farblich passte es hervorragend zu ihrer Komposition, und sie nahm es gerne als ein weiteres Kopf-Bild zu ihrem Streifen-Bild hinzu. Des weiteren schnitt ich ihr eine weibliche Figur á la Giger aus, eine Vintage-Jungenfigur im Stil der 40/50er Jahre in Schuluniform, eine Bronzeskulptur und zum Schluß noch einen von mir fotografierten Kaugummiautomaten aus der Kreuzberger Umgebung. Diese Elemente fügten sich auf wundersame Weise in ihre vorhandene Streifen-Komposition ein. Es passte alles "wie angegossen". Sie nahm lediglich Angleichungen bzw. leichter Veränderungen mit Acrylfarbe vor. Sie konnte alle Elemente integrieren und mit allem gleich etwas anfangen. Hier einige ihrer Assoziationen:
+ Großes Frauenbild "Maria Mia": "Ich hab' mein Leben schon genossen...und vermisse diesen lebenslustigen Aspekt!" (Sucht, Laszivität/ Sexy-Sein, scheinbare Unbekümmertheit, Verführung etc.)
+ Vintage-Junge: "Der Tod und der Vater sind nicht weit voneinander entfernt...!", "...Vater war mal jung...macht mich bewegungslos...!" - Assoziation zu ihrem jüngst verstorbenen Bruder - "Ich will aber leben...!"
+ gezeichnete Frau á la Giger: "Wie tot!...Lebendig begraben...!" Die Klientin beschreibt ihren oftmals destruktiven Umgang mit Männern, mit denen sie in Beziehung trat.
+ Kaugummi-Automat: Körperliche Symptome schicksalhaft wie machtlos aus dem Automaten (Leben) gezogen...
Fragen und auch Erkenntnisse/ persönliche Wahrheiten, die die Klientin daraufhin selbst entwickelte
+ Frage: Vater? Was genau hat er für eine Rolle in meinem Bild/ meiner Geschichte?
+ Stilles Bedürfnis: "Ich vermisse den Genuß-Aspekt...!"
+ Erkenntnis 1: Persönliche Entlastung/ "Sekundärer Krankheitsgewinn" durch Sexy-Sein/ Verführung und/oder der eigenen Psychosomatik (Fühlen): Entwicklung von Sucht-Struktur "Wenn ich sexy bin/ ein körperliches Symptom entwickele, dann bekomme ich, was ich will [Liebe/ Zuneigung/ Gesehen/Wahrgenommen-Werden etc.] und fühle mich entlastet..."
+ Erkenntnis 2: Erkennen von eigenem Trotzverhalten...
+ Erkenntnis 3: Zusammenhang zwischen "Tod - Vater - Bruder - Tochter" und des wesentlichen Motivators dabei "Ich will leben!"
+ Erkenntnis 4 und Möglichkeit an inneren Bildern zu arbeiten: Veraltete innere Männer-Bilder - Möglichkeit mit der Cinetherapie (geeignete Filme als Therapeutikum) zu arbeiten.
+ Erkenntnis 5: "Menschen kann man richtig lieben lernen...!"
Ich liebe mich in diesem jetzigen Augenblick - ich will damit nicht warten, bis ich abgenommen oder einen neuen Liebhaber oder dies oder jenes gefunden habe. Dieser Moment ist meine Wirklichkeit und ich weiß, allein hier und jetzt ist der Zeitpunkt, zu dem ich anfangen kann, mich so zu lieben und anzunehmen, wie ich bin. Bedingungslose Liebe ist Liebe ohne Erwartungen, und auf diese Weise will ich mich lieben. Bedingungslose Liebe bedeutet, alles so anzunehmen, wie es ist."
Louise L. Hay, Meine innere Weisheit, Meditationen für Herz und Seele
Hausaufgabe
+ Weitere Beschäftigung mit dem Bild-Komplex - Assoziatives Schreiben ins eigene Buch.
+ Da die Klientin auch zum Systemischen Familienstellen geht, die Aufforderung mitsamt Bildern in die Aufstellung zu gehen und auch die Bilder-Thematik aufstellen zu lassen.
+ Cinetherapie: Ich gebe zwei Filme mit evtl. anderen Männerbildern zum Anschauen, Eintauchen und danach Diskutieren, mit. Fokus: Neue, evtl. neue und ungewöhnliche Männerbilder zu studieren.
+ Bitte, das nächste Mal die Bilder wieder mitzubringen...
Ausblick
+ beim nächsten Mal wollen wir an den Bildern weiterarbeiten...hier steckt noch sehr viel an Erkenntnispotential drin...
Feedback der Klientin
"Meine Reflexion: Die Auseinandersetzung mit meiner Psychosomatik hat viel in Bewegung gebracht. Ich sehe meinen verstorbenen Vater als Jungen, unschuldig und unbedarft. Es schnürt mir die Luft ab, der Tod schaut mir ins Gesicht. Es besteht jedoch keine unmittelbare Gefahr, eher eine Art Unbeweglichkeit, etwas, das mich nicht leben lässt, eine Altlast, die ich trage. Die junge Frau, könnte meine Jugend symbolisieren, in der noch alles vor mir lag. Liebe Gunilla es arbeitet weiter in mir, es ist an der Zeit, mit deiner Unterstützung bearbeitet zu werden."
Impressionen
Inspiration: Text
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren... Ich bin hoffnungslos.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert ewig, da wieder herauszufinden.
Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als ob ich es nicht sehe.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann es kaum glauben, daß ich wieder an derselben Stelle bin.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Es dauert immer noch lange, wieder herauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe, daß es da ist.
Ich falle immer noch rein... aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen,
Ich weiß, wo ich bin.
Ich bin selbst schuld.
Ich steige augenblicklich heraus.
Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
Ich gehe eine andere Straße.
Aus: Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben
von Sogyal Rinpoche
praxisorientierte Literatur-TIPPS: subjektive Auswahl
+++bitte einfach forschen, welch' Titel der Autoren am meisten zusagt - es gibt so viele inspirierende Schriften+++
+ Rüdiger Dahlke: v.a. Krankheit als Symbol - Handbuch der Psychosomatik - Symptome, Be-Deutung, Bearbeitung, Einlösung
+ Rüdiger Dahlke: Die Notfallapotheke für die Seele: Heilende Übungen und Meditationen u.a.
+ Verena Kast: v.a. Vater-Töchter Mutter-Söhne: Wege zur eigenen Identität aus Vater- und Mutterkomplexen
+ Verena Kast: Der Schatten in uns - Die subversive Lebenskraft
+ Louise L. Hay/ Viktoria Renner/ Karl F. Hörner: Gesundheit für Körper und Seele u.a.
+ Irvin D. Yalom: v.a. Die Liebe und ihre Henker & andere Geschichten aus der Psychotherapie
+ Luise Reddemann: Eine Reise von 1.000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt - Seelische Kräfte entwickeln und fördern
+ Sogyal Rinpoche: Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben u.a.
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